Das neue Champions League-Format: Pro und Contra

Vor der aktuellen Spielzeit wurde der Modus des höchsten europäischen Klubbewerbs, der Champions League, reformiert. Statt acht Gruppen mit je vier Mannschaften und somit 32 Mannschaften insgesamt, nehmen nun 36 Mannschaften teil, die nicht mehr in Gruppen unterteilt werden. Es gibt nun eine Tabelle mit allen Teams, die allerdings nicht alle gegeneinander spielen. Für den Spielplan wurde das Teilnehmerfeld in vier Lostöpfe mit je neun Vereinen eingeteilt. Jede Mannschaft bekommt aus jedem Lostopf zwei Gegner zugelost, wobei es hierfür aber noch gesonderte Regeln gibt. So darf ein Team in der Gruppenphase beispielsweise nicht gegen eine Mannschaft aus dem eigenen Nationalverband antreten und maximal nur zwei Kontrahenten aus einem anderen Verband zugelost werden. Somit ergeben sich in der Gruppenphase acht Spiele, von denen jeweils vier zuhause bzw. auswärts stattfinden. Nach dem 8. Spieltag der Gruppenphase ergibt sich somit eine Gesamttabelle, aus der sich die besten acht Teams für das Achtelfinale qualifizieren. Die Vereine auf den Plätzen neun bis 24 bestreiten davor eine Playoff-Runde, aus der sich die Sieger ebenfalls das Startrecht für das Achtelfinale erspielen können. Danach geht es im gewohnten K.O.-Modus weiter. Die Plätze 25 bis 36 aus der Tabelle der Gruppenphase scheiden direkt aus, denn einen Umstieg in die Europa League, wie das früher der Fall war, gibt es im neuen Modus nicht mehr.

Pro: Die Königsklasse hatte eine Reform direkt nötig

Ein gewohntes Bild aus den letzten Jahren oder gar Jahrzehnten aus der Champions League: ein kalter Mittwochabend im Dezember, neben der Couch warten schon ein kühles Getränk und Knabbereien und man kann es kaum noch erwarten den Fernseher für den Abend voller Königsklassen-Fußball einzuschalten. Letztendlich sieht man aber nur eine B-Elf von Real Madrid, die sich mit fußballerischer Schonkost zu einem glanzlosen 0:0 gegen Sheriff Tiraspol, Ludogorets Razgrad, oder ähnlichen Gegnern in dieser Kragenweite, müht. Denn, es ist der letzte Spieltag in der Gruppenphase und das Ticket fürs Achtelfinale wurde verdientermaßen mit Bravour schon davor gelöst. Bei allem Respekt vor den genannten Vereinen – das ist nicht jener Glanz, den die Champions League versprühen sollte. Die „neue“ Champions League verspricht schon in der Vorrunde Partien mit Halbfinal-, wenn nicht sogar Finalcharakter. Dazu kommt, dass die Endplatzierung in der Tabelle der Gruppenphase ausschlaggebend für eine direkte Qualifikation zum Achtelfinale ist und somit Spiele mit einer B-Elf eines Topteams zur Seltenheit werden, da die Tabellensituation wesentlich enger sein wird, als es in einer Gruppe mit vier Teams in der Regel der Fall war. Sogenannte „Todesgruppen“ gehören ebenso der Vergangenheit an und man kann davon ausgehen, dass sich sämtliche Spitzenmannschaften zumindest für das Playoff zum Achtelfinale qualifizieren, da sie in der Endabrechnung der Vorrunde irgendwo zwischen Platz 1 und 24 landen werden. Und so soll es letztendlich sein: in der Königsklasse sollen die Könige des Fußballs zu sehen sein – so oft es geht gegeneinander und so lange es geht im Bewerb!

 Contra: Aus der Champions League wird die Money League…

Es ist ein typisches Beispiel: die Macher des internationalen Fußballs bekommen den Hals nicht voll. Es geht nur noch um Marketing und um das liebe Geld. Seit Jahren beschweren sich Spieler der Topteams über die hohe Anzahl an Spielen und die damit schwindende Regenerationszeit, sowie das zugleich steigende Verletzungsrisiko. Waren im alten Champions League-Modus maximal 13 Spiele bis ins Finale möglich, so sind es nun schon alleine in der Gruppenphase deren acht. Ein möglicher Weg bis ins Endspiel, der über das Playoff zum Achtelfinale führen könnte, wäre nun um vier Spiele länger, was letztendlich für die Spieler vier weitere Wochen mit Partien am Dienstag oder Mittwoch bedeutet und damit vier Wochen weniger, in denen zumindest von Wochenende bis Wochenende „normal“ trainiert und damit auch regeneriert werden könnte. Nimmt man als Beispiel die Startelf der Spanischen Nationalmannschaft aus dem Finale der Europameisterschaft 2024 her, haben die elf Spieler seit dem Finalsieg in dreieinhalb Monaten insgesamt zehn Verletzungen davongetragen, darunter die beiden Kreuzbandrisse von Dani Carvajal und Rodri.

Insgesamt erhöht sich die Anzahl der Begegnungen pro Saison von 125 auf 189, also 64 Spiele im Vergleich zum alten Modus mehr. 64 Möglichkeiten mehr für die UEFA um Geld zu scheffeln – 64 Spiele mehr um die Akteure zugunsten des eigenen Portmonnaies – wobei es im Fall der UEFA wohl eher ein großer Safe ist – auszusaugen. Zumindest schüttet der Europäische Fußballverband mehr Geld an die Vereine aus, da sowohl das Startgeld, als auch die Erfolgsprämien für den höchsten europäischen Klubbewerb erhöht wurden, der Teil des Kuchens, der nicht an die Vereine geht, wird aber bestimmt nicht für die Wohlfahrt vorgesehen sein. Letzten Endes ist es wahrscheinlich, dass die Anzahl der Verletzungen, die ohnehin schon eklatant hoch ist, weiter steigen wird, Topspieler womöglich sogar früher ihre Karrieren beenden müssen und der Bewerb nicht nur dadurch uninteressanter wird. Die Häufigkeit an sogenannten Topspielen, wird dazu führen, dass diese zur Normalität und eben nicht mehr als Highlight wahrgenommen werden. Aber: Geld regiert nun mal (leider) die Welt. Damit gibt die UEFA den Ton vor und die Vereine singen brav mit. Nach den ersten Aufrufen wird es wohl nicht mehr lange dauern, bis ein Spielerstreik zur Realität wird. Vielleicht braucht es genau diesen, dass die UEFA zur Vernunft kommt…

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