Alles zur Viererkette im Fußball (Teil 1)

Die Viererkette als solche ist die wohl beliebteste Grundordnung im Fußball, da sie in der Theorie am einfachsten zu erlernen ist und vor allem die Aufgaben eines jeden klar definiert sind. Dass Viererkette nicht gleich Viererkette ist, zeigt uns ein Blick in den Spitzenfußball. Dort gibt es für den Spielaufbau viele verschiedene Möglichkeiten das Spiel zu gestalten und somit die Grundordnung zu verändern. Doch welche Prinzipien und Abläufe gelten in fast allen Systemen, die im Spielaufbau mit einer Viererkette spielen? Genau diese Frage soll im Folgenden beantwortet werden.

Die wichtigsten "Regeln" beim Spielaufbau beziehen sich vor allem auf das Thema Sicherheit. Mit diesen Regeln vermeidet man unnötig ins Risiko zu gehen und dem Gegner keine Pressingsituationen zu ermöglichen. So sind Querpässe durch den 16er zu vermeiden und der Torwart beim Verlagern mit einzubinden. Auch sollen keine Positionen überspielt werden, um die Passwege nicht unnötig lang zu machen. Jeder Spieler sollte spieloffen stehen, um mit dem ersten Kontakt aus dem Druck zu kommen, falls nötig. Der ballbesitzende Spieler sollte, bei hochstehenden Gegnern, nie der tiefst stehende sein damit er noch einen Sicherheitsspieler hinter sich hat. Der dient als Anspielstation für Zuspiele und als Absicherung bei Ballverlust.

Die Spielerprofile, die man für den Spielaufbau in einer Viererkette braucht, sind schnell erklärt. Idealerweise sind der LIV und LV Linksfüße und der RIV und RV Rechtsfüße. Die Innenverteidiger sollten in diesem System einen sauberen ersten Kontakt haben und neben dem Kurzpassspiel vor allem gute Flugbälle schlagen können. Die Außenverteidiger sollten dribbelstarke Spieler sein, die auch mit dem schwächeren Fuß ein gutes Kurzpassspiel haben. Das Ziel beim Spielaufbau in diesem System sollte es sein, Dreiecke bzw. Rauten mit dem Mittelfeld zu bilden, um möglichst viele Passoptionen zu haben.

Wie in der Grafik abgebildet, hat jeder Spieler in der Viererkette mindestens drei Anspielstationen. Die Passwege sind unabhängig vom ballbesitzenden Spieler immer gleich. Der Vorteil liegt also in der Kontinuität des Systems. Es gibt keine sich verändernden Passwege.

Wenn man nun spielstarke IVs hat, muss sich der 6er nicht zwischen die beiden IVs fallen lassen sondern kann die Tiefe halten und als Anspielstation fungieren. Beim Spielaufbau durch die IVs ist zu beachten, dass sie dabei immer nach dem Zuspiel eine Anschlussaktion haben. Oftmals bleiben Innenverteidiger nach dem Zuspiel stehen und bauen sich nicht mehr ins Spielgeschehen ein.


Nachdem Zuspiel des LIV auf den LAV muss er sich etwas fallen lassen, um den Klatschball des LAVs anzunehmen, falls der zu viel Druck bekommt und sich nicht aufdrehen kann. Der ballferne IV rückt ins Zentrum ein und der RAV kommt ins Halbfeld. Hier passiert es oft, dass das Zuspiel auf den AV kommt und der gegnerische Stürmer dann im Bogen anläuft und so der Passweg zum IV zugestellt ist, wenn dieser sich nicht nach Außen fallen lässt.

Beim Zuspiel des IVs auf den 6er entwickelt sich eine etwas andere Dynamik wie die folgende Grafik zeigt. Der LIV spielt den 6er an, der auf denn ballfernen IV prallen lässt. Nach dem Zuspiel auf den 6er rückt der LIV etwas ein um abzusichern und bei Gegnerdruck als Anspielstation für den RIV zu fungieren. Die Spielfortsetzung durch den RIV steht nun häufig vor den selben Problemstellungen. Viele Trainer gehen auf Nummer sicher und fordern als Lösung von hier Chipbälle hinter die Kette oder diagonale Seitenverlagerungen. Risikofreudigere Trainer mit spielstarken IV lassen ihre IVs dort dann den offen gewordenen Raum andribbeln.

Das ist aber eine Frage von Präferenzen und verfügbaren Spielern.

Ein weiterer Spielzug, der sich sehr gut einstudieren lässt, nutzt den Vorteil der guten Breitenbesetzung durch die AVs. Dabei zirkuliert der Ball von einem AV zu dem ballfernen IV. Der ballferne Flügelspieler rückt ein und zieht den gegnerischen AV mit in die Mitte, was die Tiefe für den AV öffnet, der diesen Raum dann beläuft.

Grundsätzlich lässt sich also zwischen 3 verschiedene Arten unterscheiden, wie der Spielaufbau mit einer Viererkette gestaltet werden kann. Die einfachste und gängigste Lösung ist es, den AV anzuspielen, der den Ball dann in die nächste oder übernächste Kette spielt. Auch kann man den 6er anspielen, der auf den anderen IV klatschen lässt, um mit dem ersten Kontakt die erste Pressinglinie zu überspielen. Diese Variation birgt mehr Gefahren, da im Zentrum der 6er viel Druck bekommen kann und der Weg zum Tor für den Gegner kurz ist. Jedoch kann das Risiko belohnt werden, da durch das Überspielen der ersten Linie eine neue Dynamik entsteht. Die sicherste Lösung ist der lange Ball hinter die gegnerische Abwehrkette. Oftmals wird dieses Mittel zu einfach umgesetzt, ohne den Gegner vorher zum Verschieben zu bringen. Genau dieses Verschieben öffnet letztendlich die Räume, die den langen Ball gefährlich machen für den Gegner.

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