In 80 Vereinen um die Welt – Manchester United Football Club

In unserer Serie „In 80 Vereinen um die Welt“ widmen wir uns dem Besonderen in der oftmals durchgetakteten Fußballwelt: Vereinsmodelle, die kreativ und womöglich sogar etwas abseits der Norm sind werden ebenso ins Rampenlicht gerückt, wie Akademien und Jugendabteilungen, die durch einen speziellen Weg zum Erfolg gefunden haben. In dieser Ausgabe widmen wir uns einem echten Schwergewicht des internationalen Fußballs, dem Manchester United Football Club.

Ihr Zuhause nennen sie das „Theathre of Dreams“, aber es gibt sie weltweit: Fans des englischen Traditionsvereines Manchester United. Die Kennzahlen, die der Verein auf seiner Website zum Besten gibt, sind fast schon erschreckend. Die Heimspiele in der Premier League sind seit der Saison 1997/98 ausverkauft, mit einem Spitzenwert von über 1,9 Millionen Zuschauern bei 26 Spielen in der Saison 2018/19. Mit 30. Juni 2019 verzeichnete man 152,7 Millionen Verbindungen verschiedenster Art über alle Social Media-Plattformen (216,3 Mio. Follower im Juni 2024). Dazu zählt man, laut eigenen Angaben 1,1 Milliarden Fans verteilt über den Globus.

Damit gehören die „Red Devils“ nach wie vor zu den beliebtesten Vereinen im internationalen Fußball – obwohl die große Titelsammlung nach dem Abschied Sir Alex Fergusons von der Trainerbank nur mehr minimal gewachsen ist. Erwähnenswerte Titel sind seit 2013 mit zwei FA-Cup-Titeln und dem Europa League-Triumph in der Saison 2016/17 nur mehr wenige hinzugekommen. Die jahrelange Vormachtstellung im englischen Fußball, mit 13 Premier League-Titeln zwischen 1992 und 2013 ist meilenweit weg. Vereine, wie der ewige Rivale FC Liverpool und der FC Arsenal, haben die roten aus Manchester abgehängt. Dazu kommt, dass der neue Ligakrösus, dank der Scheich-Millionen, aus dem himmelblauen Teil der eigenen Stadt kommt und auf den Namen Manchester City hört. Wahrlich keine einfachen Zeiten für die Anhänger der „Reds“.

Dennoch gibt es viele Gründe, die den Verein besonders machen und warum deshalb auch die Fanbase nach wie vor so groß ist. Da gibt es einerseits die große Tradition mit der ersten erfolgreichen Ära im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg bis in die späten 1960er-Jahre. Als Manager wurde damals Sir Matt Busby eingesetzt, aufgrund dessen die blutjunge Mannschaft in den 50er-Jahren den Spitznamen „Busby-Babes“ bekommen hatte. Der 6. Februar 1958 brachte die größte Vereinstragödie in der Geschichte von Manchester United mit sich. Ein Flugzeugabsturz in München forderte 23 Todesopfer, darunter acht Spieler. Der Wiederaufbau in den Jahren danach und das damit verbundene Comeback trugen jedoch mit Sicherheit auch zur Beliebtheit des Vereins bei. Rund um Denis Law, George Best und Sir Bobby Charlton, wurde eine Mannschaft aufgebaut, die 1968 als erstes englisches Team den Eurpopapokal der Landesmeister – den Vorgängerbewerb der heutigen Champions League – gewonnen hat.

Bemerkenswert ist auch der Umstand, dass Manchester United, selbst trotz der heutigen finanziellen Mittel im englischen Fußball, seit 1937 in jedem Spiel zumindest einen Spieler aus der eigenen Jugend im Kader hatte. Das sind mittlerweile fast 5000 aufeinanderfolgende Spiele.

Den wohl größten Impact auf die Beliebtheitsskala der Red Devils hat aber ein Schotte. Sir Alex Ferguson wurdeim November 1986 als Manager installiert und läutete die schon erwähnte, erfolgreichste Ära in der Vereinsgeschichte ein. Obwohl der erste Meistertitel seit 1967 zu Beginn noch auf sich warten ließ, wurden mit einem Vizemeistertitel, einem FA-Cup-Sieg und einem Triumph im Europapokal der Pokalsieger wichtige erste Erfolge eingefahren. Obwohl schon damals aufgrund der vorhandenen finaziellen Mittel gewisse Stareinkäufe möglich gewesen wären, traf „Fergie“ eine Entscheidung für die eigene Jugend. Während der ersten Meistersaison unter der Ägide des Schotten, machten einige, später sehr bekannte, Jugendspieler der Red Devils ihre ersten Schritte im Profifußball. Jene Spieler, die 1992 maßgeblich beteiligt am Gewinn des FA-Youth-Cup waren, wurden als „Class of 92“ bekannt. Zu ihnen zählen David Beckham, Paul Scholes, Ryan Giggs, Nicky Butt und die Brüder Gary und Phil Neville. Alle jene Spieler sollten nicht nur für mindestens 11 Jahre im Verein verbleiben und zu Nationalspielern reifen, sondern neben mehreren Meistertiteln auch einen der größten Comeback-Siege in der Fußballgeschichte feiern: im Champions League Finale 1999 gegen den FC Bayern München wurde in der Nachspielzeit ein 0:1-Rückstand in einen 2:1-Sieg verwandelt, der mit dem erstmaligen Gewinn der Königsklasse belohnt und die Saison damit mit dem „Triple“ aus Meisterschaft, FA-Cup und eben der Champions League abgeschlossen wurde.

In den Folgejahren trugen weitere Ikonen des Fußballs zum Ansehen der Red Devils bei. So trugen u.a. Cristiano Ronaldo, Rio Ferdinand, Nemanja Vidic, Edwin van der Sar, Robin van Persie oder Wayne Rooney unter Ferguson das Trikot der Reds. Und feierten teilweise den Gewinn eines weiteren Champions League-Titels im Jahr 2008. Da die Zeitrechnung nach Ferguson weit weniger erfolgreich verläuft, geraten daneben andere große Namen, wie Juan Mata, Ángel di María, Bastian Schweinsteiger, Zlatan Ibrahimovic oder Paul Pogba etwas in Vergessenheit. Gleichzeitig zeigt es aber auch, dass – zum Teil teure – Transfers womöglich nicht der Weg zum Erfolg im roten Teil Manchesters sind. Immerhin war man am erfolgreichsten, als man auf eigene Jugendspieler gesetzt hat oder zumindest Spieler früh gescoutet und verpflichtet hat und sie selbst zu Weltstars geformt hat.

Nach der teilweisen Übernahme im Dezember 2023 durch Sir Jim Ratcliffe, dessen Team sich seither für die sportlichen Agenden verantwortlich zeichnet, bleibt nur zu hoffen, dass der Manchester United Football Club wieder zu einem echten Schwergewicht in England und im internationalen Fußball wird.

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