Chaosspielformen – bring die Köpfe deiner Spieler zum Rauchen
Trainer lieben sie, Spieler fürchten sie; die Rede ist von Chaosspielen. Diese komplexen Spielformen können den ein oder anderen Spieler durchaus überfordern. Doch was nützt es, die Spieler derart zu (über)fordern und was macht eine Chaosspielform aus? Dem widmet sich dieser Artikel.
Chaos kommt aus dem Griechischen und bedeutet "der weite, leere Raum". Interessanterweise ist die alltagssprachliche Verwendung des Wortes Chaos vollkommen konträr und meint Unordnung, Verwirrung oder Durcheinander. Chaosspielformen sind alles andere als "weiter, leerer Raum". Meist befindet sich eine Vielzahl von Spielern auf engem Raum, um die Übung so komplex als möglich zu gestalten.
Ziel einer Chaosspielform ist es, das Training schwieriger als das Punktspiel zu gestalten. Stehen sich in einem Wettkampf zum Beispiel normalerweise 22 Spieler in zwei Teams in Gleichzahl gegenüber, so kann der Trainer im Training für Chaos sorgen. Durch drei oder mehr Teams, Über- und Unterzahlsituationen, sowie Provokationsregeln nimmt der Trainer Einfluss auf die Übungsgestaltung. Die Spieler sollen in Chaosspielformen lernen, mit erhöhtem Druck und komplexen Situationen umzugehen. Von den fünf koordinativen Fähigkeiten (Differenzierungsfähigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit, Rhythmisierungsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit und Orientierungsfähigkeit) werden drei ganz gezielt geschult.
Mit der Differenzierungsfähigkeit werden Informationen überprüft und die Bewegungen auf die Situation abgestimmt. Chaosspiele liefern eine Vielzahl an Informationen und durch ihre Natur auch solche, die über ein normales Fußballspiel hinausgehen. So muss ein Spieler zwischen neutralen Spielern, Mitspielern, Gegnern uvm. unterscheiden.
Die räumliche und zeitliche Orientierungsfähigkeit wird in Chaosspielformen explizit trainiert. Raum- und Gegnerdruck ändern sich andauernd und werden durch Provokationsregeln verstärkt. Man verspricht sich davon, dass Spieler im Wettkampf besser mit Druck umgehen können und sich besser orientieren.
Die Rhythmisierungsfähigkeit des Spielers wird in einer Chaosspielform hart auf die Probe gestellt. Je besser ein Spieler sich auf verschiedene Rhythmen einstellen kann, desto schneller kann er auf sich wechselnde Situationen einstellen. Aktionen wie Verteidigen, Angreifen, Laufen, Stehen etc. sind immer vom Umfeld abhängig und das ändert sich in Chaosspielformen sehr schnell.
Chaosspielformen fördern die Kreativität der Spieler, da sie durch den Charakter des Spiels zur impliziten Lösungsfindung gebracht werden. Der Trainer gibt nur die Regeln vor und lässt die Spieler die effektivsten Lösungen selbst herausfinden. Neben all den positiven Aspekten, die Chaosspiele für einen Trainer sehr interessant machen, muss jedoch auch erwähnt werden, dass diese Trainingsform nicht für alle Teams zielführend sein kann. Vor allem am Beginn empfiehlt es sich, die Chaosspielformen sehr dosiert ins Training zu integrieren, da sie den Spielern kognitiv einiges abverlangen und im Prozess des Lernens, wie ein Spiel funktioniert, der Spaß im Hintergrund stehen kann. Dies kann bei dem ein oder anderen Spieler zu einer Motivationsdelle führen. Teams, die technisch nicht auf einem hohen Niveau sind, sollten Chaosspielformen ebenfalls nicht zu häufig einsetzen, da sie nicht vordergründig für den Technikerwerb gedacht sind.
Je höher das Niveau oder der Anspruch eines Teams, desto mehr macht es Sinn, sich mit Chaosspielformen zu beschäftigen. Trainer wie Thomas Tuchel und Pep Guardiola schwören darauf, das Training härter und komplexer als das Spiel zu gestalten.
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Eine Chaosspielform direkt für dein Training
Beschreibung
Chaosspielformen haben zum Ziel die Spieler mental zu fordern und manchmal zu überfordern. Mit den Worten von Thomas Tuchel kann man sagen, dass das Training schwerer gestaltet werden muss als das Spiel. Diese Übung ist eine recht einfache Basisübung für eine Chaosspielform.
Equipment
Doppelter 16er
20 Spieler
mind. 2 Bälle
Leibchen zur Markierung der Spieler
2 Großfeldtore
2 Minitore
Übungsablauf
Im Doppelten Sechzehner spielen Gelb gegen Rot gegeneinander auf die großen Tore. Die weißen Spieler, die an den Grundlinien positioniert sind, spielen immer mit dem Team, das gerade im Ballbesitz ist. Gleichzeitig spielen Grün gegen Orange gegeneinander auf die Minitore. Auch hier spielt die Mannschaft in Ballbesitz mit den neutralen weißen Spielern, d.h. weiß nimmt an beiden Spielen teil. Kassieren Gelb oder Rot (die Großfeldtore) ein Tor, so nehmen die Spieler die Positionen von weiß ein und werden zu den neutralen Spielern. Weiß wiederum spielt nun auf die Großfeldtore.
Coaching-Punkte
Flache Pässe
Umschalten nach Toren auf die Großfeldtore
Kommunikation zwischen den Spielern forcieren
Nutzung der neutralen Spieler um Überzahlen zu schaffen
Gelb und Rot viele Torabschlüsse
Variationen
Spieleranzahl vergrößern oder verkleinern
Kein Wechsel nach Toren