Entwicklung im Nachwuchssport: Erlebnis statt Ergebnis

Im Nachwuchssport ist häufig zu beobachten, dass bereits in jungen Jahrgängen das Ergebnis eine übergeordnete Rolle spielt und Trainer und Eltern ihren Fokus auf Sieg oder Niederlage legen. So wird häufig von "Erfolgserlebnissen" nach Siegen oder von schlechten Ergebnissen nach Niederlagen gesprochen. Doch lässt sich Erfolg im Nachwuchssport an Ergebnissen festmachen? Was ist Erfolg im Nachwuchssport? Sollte nicht Entwicklung das Ziel sein?

In den jungen Jahrgängen, die die Basisschulung (bis U11) und das Grundlagentraining (U13) umfassen, sollte der Fokus auf der Teilnahme und Freude am Sport bzw. körperlicher Aktivität sowie der altersgerechten Entwicklung liegen. Ein Fokus auf Entwicklung im sportlichen als auch persönlichen Bereich in jungen Jahren bietet zahlreiche Vorteile in späteren Phasen der sportlichen Ausbildung. (1,2)

In der Realität ist jedoch häufig zu beobachten, dass kurzfristige Ergebnisse vor der langfristig orientierten Entwicklung aller Spieler gestellt werden. So werden die besten Spieler meist durchgehend eingesetzt, während die restlichen Spieler nur "Beiwerk" oder "Mittel zum Zweck" sind oder schlimmstenfalls gar nicht eingesetzt werden. Häufig wird das komplette Spiel und Training auf diese "Topspieler" ausgelegt, um kurzfristige Erfolge zu erzielen.

Folgen dieser Denk- und Arbeitsweise können Demotivation, Frustration und ein Gefühl des Ausschlusses bei den weniger entwickelten Spielern sein. Hinzu kommt häufig ein Gefühl von Leistungsdruck bzw. die Angst davor schlecht zu sein und für Fehler bestraft zu werden. Eine mögliche Folge ist der Drop Out aus dem organisierten Sport bzw. der jeweiligen Sportart, da die Freude verloren geht.

Ein positives Umfeld schaffen

Durch unterschiedliche Coachingstile können Trainer hier Einfluss nehmen und ein positives Umfeld schaffen, das Entwicklung ermöglicht und begünstigt. Die Förderung von Teamarbeit und gegenseitigem Respekt ist ein wichtiger Aspekt, um den Kindern die Entwicklung in einem positiven Umfeld zu ermöglichen. Indem junge Sportler lernen, zusammenzuarbeiten, sich gegenseitig zu unterstützen und die Leistungen ihrer Teamkollegen zu würdigen, wird nicht nur die sportliche Leistung, sondern auch die persönliche Entwicklung gefördert. (3,4)

Eltern können hier auch einen enormen Beitrag leisten und mit positivem Beispiel voran gehen. So sollten sie ihre Kinder nicht unter Druck setzen, zu Hause zusätzlich "coachen" oder durch extrinsische Motivation (Belohnungen, Geld für Tore o.ä.) zur Leistung anspornen. Ebenso sollten positive Entwicklungen oder Verhaltensweisen hervorgehoben werden, auch wenn das Ergebnis negativ ausfällt. (3-5)

Vorteile eines Fokus auf die Entwicklung

Ein Fokus auf die langfristige Entwicklung, losgelöst von Ergebnissen oder Tabellen, schafft die Möglichkeit alle Spieler alters- und entwicklungsgerecht auszubilden. Das langfristige Lernen, Verfeinern und Perfektionieren von technischen Fertigkeiten und Fähigkeiten wird dadurch ebenso begünstig, wie taktisches Verhalten, Zusammenspiel und allen voran Spielkreativität. Spieler müssen Fehler machen dürfen, um aus diesen zu lernen und eigene Rückschlüsse ziehen zu können. Durch Hilfestellungen durch den Trainer, werden sie zum selbstständigen Denken und Reflektieren animiert.

Die Priorisierung von Erfahrung über Ergebnissen im Kindersport hat zudem langfristige Vorteile, die über den Sport hinausgehen. Kompetenzen, wie Durchhaltevermögen, Disziplin und Selbstvertrauen werden entwickelt. Die sind nicht nur im Sport, sondern auch im Arbeits- und Privatleben entscheidend für den Erfolg. Die Kinder werden bestärkt, mit Herausforderungen und Rückschlägen umzugehen, was wiederum ihre emotionale Intelligenz und soziale Kompetenz stärkt. (3-5)

Fazit

Langfristig gesehen trägt die Priorisierung von Erfahrung über Ergebnissen dazu bei, junge Menschen zu selbstbewussten, widerstandsfähigen und verantwortungsbewussten Erwachsenen auszubilden, die in der Lage sind, die Herausforderungen des Lebens zu meistern und positive zur Gesellschaft beitragen. Darüber hinaus hilft die Teilnahme am Jugendsport, soziale Bindungen zu knüpfen, Freundschaften zu schließen und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu entwickeln. Dies ist besonders wichtig, da es jungen Menschen ermöglicht wird, sich in der Gesellschaft zu integrieren und ein starkes soziales Netzwerk aufzubauen (3-5)

Auch sportlich betrachtet bietet ein Fokus auf Erlebnisse statt Ergebnisse zahlreiche Vorteile und ermöglicht eine alters- und entwicklungsgerechte Ausbildung im Kinder- und Jugendsport. Durch ein positives Lernumfeld und Entfaltungsmöglichkeiten, werden technische Fertigkeiten und Fähigkeiten gefestigt sowie taktisches Denken, Teamspiel und Kreativität langfristig gefördert, was zu besseren Spielern und einer homogeneren Gruppe in den späteren Ausbildungsphasen führt und große Leistungsgefälle vermeidet.

Let the Kids play!

Literaturverzeichnis

  1. Deutscher Eishockey Bund. DEB Rahmentrainingskonzeption [Internet]. [zitiert 23. November 2023]. Verfügbar unter: https://deb-rtk.de/home
  2. Deutscher Handball Bund. DHB Rahmentrainingskonzeption [Internet]. [zitiert 23. November 2023]. Verfügbar unter: https://www.dhb-trainercenter.de/dhb-rahmentrainingskonzeption/einfuehrung-und-uebergreifende-hinweise/?L=0
  3. Watson JC, Connole I, Kadushin P. Developing Young Athletes: A Sport Psychology Based Approach to Coaching Youth Sports. J Sport Psychol Action. Mai 2011;2(2):113-22.
  4. Cogburn M, Hollis J, Horton R. The Effect of Youth Coaching Styles on ?Winner, Non-Winner? and ?Loser? Scripts in Young Athletes. Health (N Y). 2019;11(11):1493-500.
  5. Strachan L, Côté J, Deakin J. A new view: exploring positive youth development in elite sport contexts. Qual Res Sport Exerc Health. März 2011;3(1):9-32.
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