Spielphasen im Fußball

Fußball ist ein azyklischer Sport, das heißt, dass sich viele verschiedene Aktionen aneinanderreihen. Sprints, Richtungswechsel, mit Ball, ohne Ball, Torschuss und viel mehr stellt hohe Anforderungen an den Sportler. Im Vergleich dazu zählt der Marathon zum Beispiel zu den zyklischen Sportarten, in denen sich die gleichen Abläufe andauernd wiederholen. Diese Aktionen können verschiedenen Spielphasen zugeordnet werden. Genau mit diesen Spielphasen beschäftigt sich dieser Artikel.

Klassischerweise wird nach Van Gaal der Sport in vier Phasen eingeteilt. Genauer gesagt sind dies eigener Ballbesitz, gegnerischer Ballbesitz und zwei Umschaltphasen dazwischen. Der ÖFB zählt mit den Standardsituationen eine weitere Spielphase hinzu. Beim FC Barcelona wiederum wird prinzipiell nur zwischen zwei Phasen unterschieden: Ball haben, oder nicht haben ist dort die Frage. In den folgenden Kapiteln erfahrt ihr mehr über die verschiedenen Spielphasenmodelle.

Spielphasenmodell nach Van Gaal (siehe Grafik)

Luis Van Gaal dürfte den meisten noch als Trainer des FC Bayern München in Erinnerung sein. Seine illustre Karriere ist darüber hinaus gespickt mit Stationen bei namhaften Klubs wie Ajax Amsterdam, dem FC Barcelona oder Manchester United. Mehrfach trainierte er auch die Elftal, die niederländische Nationalmannschaft. Van Gaal unterscheidet prinzipiell in vier Phasen:

1. Eigener Ballbesitz:

Bei eigenem Ballbesitz ist das Team und der Gegner organisiert. Durch gezieltes Positionsspiel versucht nun das eigene Team den Gegner zu Fehlern zu zwingen. Hieß es früher noch, dass das Ziel das "Herausspielen" von Chancen ist, änderte sich das mit dem Tulpengeneral. Van Gaal brachte mit dem "Kreieren" einer Chance nachhaltig neues Vokabular in den deutschen Fußballjargon ein. Dabei steht "Kreieren" sicherlich für ein geplantes und feingeistigeres Spiel.

2. Umschalten auf Ballbesitz des Gegners:

In dieser Phase geht es um die Abläufe nach einem Ballverlust des eigenen Teams. Dabei ist das eigene Team unorganisiert und muss auf das Verhindern gegnerischer Tore umgestellt werden.

3. Gegnerischer Ballbesitz:

Die eigene Mannschaft ist nun organisiert und verteidigt gegen den Gegner. Zusätzlich versucht sie durch Lenken oder Locken des Gegners aktiv den Ball zurückzugewinnen.

4. Umschalten auf eigenen Ballbesitz:

In dieser Phase geht es um die Abläufe nach dem eigenen Ballgewinn. Der Gegner ist unorganisiert, was das eigene Team ausnützen will. Sobald das gegnerische Team organisiert ist, befindet man sich wieder in der 1. Phase.

Van Gaal gibt an, dass vor allem die Beherrschung der Umschaltphasen enorme Vorteile im Wettkampf mit sich bringen. Deswegen inkludiert er viele Umschaltmomente in seinem Training.

ÖFB, DFB: Standardsituationen

In den ÖFB-Trainerlehrgängen wird dem Spielphasenmodell von Van Gaal noch eine fünfte hinzugefügt: die Standardsituationen. Als Begründung wird angegeben, dass Standardsituationen eine Spielunterbrechung vorangegangen ist und es sich somit um eine gesonderte, speziell trainierbare Situation handelt. So können Ecken und tornahe Freistöße überproportional zu Toren, oder zumindest zu aussichtsreichen Chancen führen. Dies verlangt nach einer erhöhten Aufmerksamkeit, sowohl in der defensiven als auch offensiven Ausführung.

Barcelona Modell

Die Trainerausbildung des FC Barcelona orientiert sich prinzipiell an einer Frage: Wer hat den Ball? Die Spielphilosophie von Barca diktiert bekannterweise einen hohen Ballbesitzanteil, um dadurch Dominanz auszuüben. Deswegen unterscheidet der Klub grob zwischen eigenem und gegnerischem Ballbesitz. Das Vokabel "Verteidigen" ist aus dem Sprachgebrauch der Akademie La Masia gestrichen und durch "Balljagen" ersetzt worden. Dies soll unterstreichen, wie wichtig ein schnelles Wiedererlangen des Ballbesitzes für den Klub ist. Dieses Umschalten wird vor allem durch Drei-Farben-Spiele auf engstem Raum trainiert. Das Barcelona Modell zu den Spielphasen ist etwas weniger eng gefasst, wie das Modell nach Van Gaal. Dies animiert die Spieler, den Ball als Referenzpunkt für die eigene Position und Handlungen zu sehen, um so unterbewusst die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Aus allen Modellen geht hervor, wie wichtig die Beherrschung der Umschaltmomente ist. Die Devise lautet: Ist der Gegner in Unordnung, so ist ein Angriff einfacher. In der Trainingsübungsdatenbank von VOOR findet ihr viele spannende Spielformen, die ein schnelleres Umschalten ermöglichen.

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